Bismarck-Denkmal
Bielefeld
Route zum Standort
Otto von Bismarck war Kanzler (Amtszeit: 1871-1890) im Deutschen Kaiserreich und in führender Funktion für deutsche Kolonialverbrechen mitverantwortlich. An ihn wird in vielfältiger Form erinnert und er ist auch im Bielefelder Stadtbild sichtbar, wobei seine Verantwortung für diese und andere Verbrechen meist unbenannt bleibt und übergangen wird. Auch am Denkmal inmitten der Bielefelder Innenstadt findet sich dazu kein Hinweis.
Egal ob Bismarck-Straße, Bismarck-Turm, Bismarck-Eiche oder Bismarck-Statue, es finden sich unzählige Erinnerungsorte an Otto von Bismarck (*1815-1898) in deutschen Städten, so auch in Bielefeld. Neben dem Bismarck-Denkmal finden sich auch eine Straße und ein Turm in Bielefeld und Umgebung, die ihm gewidmet sind. Die bloße Anzahl an Gedenkorten macht es bereits deutlich, Bismarck scheint ein gewichtiger Bezugspunkt für die deutsche Gegenwartsidentität zu sein. Doch woran wird da eigentlich erinnert und welche Identität bestärkt sich in der Selbstverständlichkeit, in deutschen Städten durch Bismarck-Straßen zu laufen oder auf Bismarck-Statuen zu blicken? Fraglos werden auf die Person Bismarcks unterschiedliche politische und identifikatorische Absichten und Sehnsüchte projiziert, das mag das Erinnern an eine deutsche Reichseinigung sein oder der Bezug zu einer beginnenden staatlichen Sozialpolitik sein. Zu leicht und widerspruchslos darf dieses Erinnern jedoch nicht (aus-)fallen, denn die Verfolgung von politisch Andersdenkenden ist ebenso mit der Person Bismarcks verknüpft, wie auch die Frage wesentlich ist, welcher nationalen Idee mit dem Verweis auf Bismarck eigentlich gedacht wird. Eben diese Problematik mag die "Wanderung" erklären, welche die Bismarck-Statue nach 1945 durch die Bielefelder Stadt erlebt hat: vom ehemaligen Schillerplatz vor dem Rathaus, über den Nebelswall bis zu seinem heutigen Standort am Obertorwall gegenüber dem Kunsthallenpark.
Die Rolle und Verantwortung, die Bismarck in der deutschen Kolonialvergangenheit einnimmt und hat, verbleiben dabei jedoch oftmals im Dunkeln. In seine Amtszeit als Reichskanzler fällt zwar nicht der Beginn des deutschen Kolonialismus, aber der Anfang der Inbesitznahme deutscher Kolonien. Wesentlich war hierfür die Westafrika-Konferenz, welche 1884/85 unter Vorsitz Bismarcks in Berlin stattfand. Bei dieser Konferenz brachten die europäischen Staaten ihre kolonialen Interessen in Afrika in einen imperialistischen Einklang. Dabei war es ihnen vollkommen gleichgültig, was mit den Menschen in Afrika passiert und welche Konsequenzen sich aus dieser Gewaltpolitik ergaben, im Gegenteil, Gewalt sahen sie als in legitimes Machtmittel an.
Wie also umgehen mit dieser Erinnerung und auch ganz konkret mit der Statue Bismarcks? In Bielefeld steht sie neben dem Skulpturenpark der Kunsthalle, als würde sie selbst die Frage stellen: "Ist das Kunst oder kann das weg?" Die Jugendlichen in unserem Projekt machen sich die Beantwortung dieser Frage nicht leicht, eine klare Position nehmen sie aber dennoch ein – welche das ist, könnt ihr in den Videos herausfinden.
Gemeinsam Geschichte Entdecken:
Kolonialismus in OWL – Ein Bildungsprojekt für Schulen
Helfen Sie uns, die verborgenen Kapitel unserer Geschichte zu enthüllen und das Bewusstsein für die koloniale Vergangenheit Ostwestfalen-Lippes zu schärfen. Mit unserem Projekt möchten wir Schulen die Möglichkeit bieten, tiefere Einblicke in die Nachwirkungen des Kolonialismus zu gewinnen und diese Erkenntnisse in den Unterricht zu integrieren. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre Schüler für ein wichtiges und aktuelles Thema zu sensibilisieren.