Mpundu Akwa – Ein biografischer Erinnerungsort
Paderborn
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Die Namen von Straßen, öffentlichen Plätzen oder auch Schulen erinnern oftmals an historische Gestalten, welche ›Bedeutendes‹ geleistet haben. Neben der Möglichkeit auf Orientierung nehmen sie stets auch eine erinnerungspolitische Funktion ein. In Paderborn könnte man selbstkritisch Fragen, weshalb das Reismann-Gymnasium nach seinem Gründer Heinrich Reismann benannt ist, welcher Mitglied und Funktionsträger im rassistischen deutschen Kolonialverein war, und nicht etwa nach Mpundu (auch: Mpondo) Akwa (*ca. 1879-1914) benannt ist, einem Schüler dieser Schule, dessen Lebenslauf ein ebenso außergewöhnlicher, wie auch exemplarischer Ausdruck der deutschen Kolonialverbrechen darstellt.
Mpundu Akwa wurde etwa 1879 in Douala, der größten Stadt im heutigen Kamerun geboren, seine Familie gehörte zur dortigen wohlhabenden Elite. Mit etwa neun Jahren gelangte er 1888 mit dem Kolonialbeamten Franz Schran nach Paderborn, vermutlich auf Wunsch seiner Eltern. Im Gegensatz zu den oftmals gewaltvoll verschleppten Personen aus kolonialisierten Gebieten in die kolonisierenden Länder, liegt in diesem Fall eine gewisse Form der Freiwilligkeit vor – soweit sich aus kolonialen Bedingungen überhaupt eine Form der Freiwilligkeit ergeben kann. Mpundu Akwa wurde mit drei anderen PoC nach Paderborn gebracht und lebte mit diesen zunächst in einer Gaststätte und Kolonialwarenhandlung in der Giersstraße 31. Er besuchte unter anderem die „Höhere Bürgerschule“ von Heinrich Reismann in Paderborn, aus welcher später das Paderborner Reismann-Gymnasium hervorgeht. Aufgrund der diskriminierenden Erfahrungen, die Mpundu Akwa in der Schule und Gesellschaft erlebte, bittet er seine Eltern um den Wechsel an eine andere Schule und verlässt schließlich Paderborn. Er bleibt jedoch noch bis 1893 im Deutschen Reich und kehrt dann nach Kamerun zurück.
In Kamerun übt er unterschiedliche Tätigkeiten aus, auch in Zusammenarbeit mit den Kolonialbehörden. Dabei kritisiert er wiederholt die brutalen und menschenfeindlichen Praktiken der deutschen Kolonialverwaltung und -beamten, was zu Spannungen und schließlich zu einem Bruch führt. Er opponierte auf unterschiedlichen Ebenen gegen die Willkür und Brutalität des deutschen Kolonialregimes und war dabei immer wieder der Gewalt des Kolonialrassismus ausgesetzt. Ab 1902 ging er zurück ins Deutsche Reich und versuchte auf unterschiedlichen Ebenen gegen die Kolonialgewalt vorzugehen. Nicht zuletzt im Rahmen eines juristischen Prozesses, welcher aus fadenscheinigen Gründen gegen ihn angestrengt wurde, welchen er jedoch gewann und somit auch eine breite Öffentlichkeit für den Widerstand gegen das Kolonialregime erreichen konnte (mehr Informationen: https://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/2009-Oguntoye-afrikanische-Diaspora.htm).
1911 ging Mpundu Akwa erneut nach Douala, wo er sich für dessen Unabhängigkeit und Selbstorganisation einsetzte. Allerdings wurde er fast umgehend von den Kolonialbehörden, aufgrund von Widerstandsvorwürfen, verhaftet. 1914 starb er in Gefangenschaft durch die Gewalt der Kolonisatoren.
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Kolonialismus in OWL – Ein Bildungsprojekt für Schulen
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