Völkerschauen in Minden am ehemaligen Königsplatz
Minden
Route zum Standort
Sogenannte "Völkerschauen" gehörten zwischen 1875 und 1920 zum Alltag im damaligen deutschen Kaiserreich. Selbst in kleinen Ortschaften und Gemeinden wurden sie regelmäßig veranstaltet. Eine Tatsache, die vielerorts auch heute noch weitgehend unbekannt und unaufgearbeitet ist. Auch in Minden hat eine solche "Völkerschau" stattgefunden, es 1914 über mehrere Wochen das sogenannte "Somalidorf" am ehemaligen Königsplatz im Herzen von Minden.
Voyeurismus und Spektakel begleiteten diese Veranstaltungen, deren Stereotype und rassistische Vorurteile sich bis heute tief ins gesellschaftliche Gedächtnis unserer Gesellschaft eingegraben haben und nachwirken. Als fremd und "exotisch" angesehene Menschen anderer Ethnien wurden in diesen Völkerschauen ausgestellt. Sie mussten ihre vermeintlichen Bräuche, Rituale und Tänze öffentlich und oft leicht bekleidet zeigen. Ein verzerrtes und selektive Bild anderer Kulturen. Für die Darstellenden eine oft demütigene und herabwürdigende Tätigkeit. Für die Besuchenden ging es um ein Gefühl der eigenen Überlegenheit, ums Gaffen und Bestaunen. Reich wurden mit diesen Vorstellungen nur die Veranstalter, die Darsteller lebten oft in ärmlichen und ausbeuterischen Verhältnissen. In Minden wurde das sogenannte "Somalidorf" im Rahmen einer Gewerbeschau 1914 aufgebaut. Im "Somalidorf" wurde ein scheinbares Alltagsleben in einem Dorf aus Somali vorgeführt. Es fanden Fantasie Umzüge statt mit Schwertkämpfen und Tanzeinlagen zur Unterhaltung der Besuchenden. Viele Besuchende kamen über diese Präsentation zum ersten Mal überhaupt in Kontakt mit Schwarzen Menschen. In Minden wurden insgesamt 57 Personen aus Somali als Darstellende eingesetzt. Veranstalter war J.G. Wiecorek. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 verschwindet der Veranstalter und lässt seine Darstellenden in Minden zurück. Diese wurden Anfangs durch die Stadt Minden versorgt. Danach verliert sich ihre Spur und ihr Verbleib ist bie heute ungeklärt. Liana, Carolin und Ivana und Lucy, Lena und Estella aus dem 9. Jahrgang der Gesamtschule Hüllhorst und Wanay und Jasmin vom Ratsgymnasium Minden haben sich mit dem "Somalidorf" auseinandergesetzt und sich in einem Interview die Frage gestellt, was diese Vergangenheit für uns heute bedeuten muss.
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